Übertakten von CPU und Hauptplatine?



Ich bin entschieden gegen ein Overclocking!

Wegen folgender Nachteile:

Angesichts der oben geschilderten Nachteile sind solche Turbo-Maßnahmen einfach grober Unfug!
Das ist vielleicht was für Freaks, die absolut kompromißlos und unbedingt mehr Leistung wollen.
Eine um 3-10% höhere Systemleistung und um 10-30% gestiegene FPU-Leistung
rechtfertigen solche Eingriffe nicht.
Und maßvolle Steigerungen bringen leistungsmäßig fast nichts...!

Es ist allerdings nichts dagegen einzuwenden, ohne Übertakten die allgemeinen Kühlleistungen im System
durch nicht so extreme Maßnahmen zu verbessern, damit man sogar bei 40°C Umgebungstemperatur
noch Reserven hat.
Das macht das Gesamtsystem sicherer und langlebiger.

Man muß sich vor Augen halten, daß die große Wärmemenge, die einen faustgroßen Kühlkörper
knallheiß machen kann, in dem fingernagelgroßen und hauchdünnen Kristall erzeugt wird, der bei
CPUs auch noch ultrafeine Strukturen hat.
Chips werden elektrisch, chemisch und mechanisch belastet.
Bekanntlich fördern hohe Temperaturen chemische Prozesse überproportional (exotherm).
Und eine CPU besteht aus mehreren Materialien mit unterschiedlicher Wärmekapazität und -ausdehnung,
woraus folgt, daß starke und/oder schnelle Temperaturwechsel ebenfalls (sehr) schaden.

Integrierte Schaltkreise, die generell auf einem hohen Temperaturniveau arbeiten, sind oft schon
nach drei Jahren hinüber - der Kristall zerbröselt regelrecht.
Und lange vor dem Totalausfall (oft kommt der gar nicht) stellen sich schleichend kleinste
Fehlererscheinungen ein, die stärker werden, bis sie unübersehbar werden.
Ich habe hierzu Langzeittests seit 1968(!) laufen - ich weiß, wovon ich rede.


Nachfolgend werden Auszüge aus Intel-Datenblätern gezeigt.
Man erkennt deutlich, daß z.B. mit dem Celeron-466 die dort vorliegende Chip-Technologie
am Ende der Fahnenstange angelangt ist.
Dieser Typ hat auch einen erheblich größeren Kühler (In the Box) von Intel spendiert bekommen,
weil seine maximal zulässige Gehäuse-Temperatur erheblich geringer angesetzt werden mußte!
Für die PIII und Xeon mit 550 MHz gilt das gleiche.
Man hat hier die Gehäusetechnik verändert, um mit dem Kühler näher an den Kristall und von beiden
Seiten heranzukommen, um eben auch noch 500 und 550 MHz verläßlich realisieren zu können!

Und wenn Intel noch 600 MHz nachschiebt, dann wird zum Schluß dieser Fertigungsprozeß so gut beherrscht,
daß solch eine Selektion sich mengenmäßig lohnt.
Ein kräftiges Übertakten mit erhöhter Core-Spannung hat zur Folge, daß die Wärmeleistung
beispielsweise von 25 Watt auf 43 Watt steigt.
Intel schafft das aber beim offiziellen Typ mit 'nur' 32 Watt.
Das ist doch ein Beweis, daß das übertaktete Exemplar wohl doch nicht so 'gleich' ist, sondern arg strapaziert wird!
Auch das Argument, der alte PentiumII300 hätte original schon 43 Watt gehabt, zieht nicht, denn das war
schließlich ein anderer Chip!
Ein normaler Leistungstransistor verträgt ja beispielsweise 150 Watt (!) und 200°C (!) Silizium-Temperatur,
wobei die Die-Fläche auch noch vielfach kleiner ist.
Das zeigt deutlich auf, daß man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen kann.

Ich selbst wähle nie den höchstgetakteten Typ aus einer Chip-Technologie-Reihe, sondern
einen mittleren Typ.
Das ist im Alltag einfach unproblematischer und unkritischer - und erheblich billiger.
power_fcpga3
intel_pIII_500-1000_MHz
Table 24 oben:
Hier sieht man, daß die Verlustleistung fast gleich ist bei doppelter Taktfrequenz des FCPGAIII,
gegenüber dem Celeron.
Die Strukturgröße wurde verringert - der FCPGAIII-Kristall ist wesentlich filigraner aufgebaut.
Es ist auch erkennbar, daß dadurch offenbar die maximal erlaubte Kristall-Temperatur sinkt!
Denn der Celeron hat bei einer Tcase von 85 Grad geschätzt 93 Grad maximale Tjunction.

Ab dem PentiumIII (ab Katmai) ist der Kristall auch nicht mehr von innen auf eine größere metallische Gehäuseplatte
gelötet, sondern -nur noch- mit einem speziellen blauen Lack (OLGA-Technik) bedeckt,
um die Temperaturprobleme (wiederum) in den Griff zu bekommen.

Oben der Offset zeigt an, daß die maximale Kristalltemperatur punktuell höher sein kann als die Temperatur
der auf dem Kristall befindlichen Temperatur-Meßdiode.

Table 24 unten:
Also, ich würde es hier beim Kauf bei 800 MHz belassen.
Höchstzulässige Kristalltemperaturen von unter 80 Grad 'schmecken' mir nämlich gar nicht.

Intel Data Sheet


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